Ein glänzend bis in das letzte Detail hervorragend organisiertes Fußballfest erlebten rund 500 Zuschauer im Hofstetter Waldseestadion. Und die kamen in allerlei Hinsicht voll auf ihre Kosten, denn schon der Einmarsch der beiden Mannschaften und das Abspielen der Nationalhymnen durch die Musikkapelle Hofstetten ging unter die Haut. Spätestens bei der Mannschaftsaufstellung, die der Stadionsprecher Carsten Ullrich, übrigens auch Bürgermeister a.D. und Hallensprecher des TV Gelnhausen (2. und 3. Bundesliga Handball.) vornahm, verspürte man Länderspiel- beziehungsweise Champions League -Atmosphäre, zumal sich alle Zuschauer von ihren Plätzen erhoben hatten. Und dann wurde natürlich auch Fußball gespielt, denn immerhin standen die Nationalmannschaften der Bürgermeister von Deutschland und der Ukraine auf dem Platz. Dass am Ende die Gäste der Ukraine mit 4:0 siegreich blieben und „Gastgeber Deutschland“ weit unter Wert geschlagen wurde, stand am Ende an zweiter Stelle. An erster Stelle wurde die Freundschaft zwischen Hofstetten und seiner Partnergemeinde Trostjanez und die Freundschaft zwischen Deutschland und der Ukraine bekräftigt.

Vereinssprecher Edgar Mäntele sprach nach seiner offiziellen Begrüßung – der Hofstetter Rathauschef Martin Aßmuth stand zu diesem Zeitpunkt mit der Nummer eins als Nationalkeeper auf dem Platz – von aktuell schwierigen Zeiten und titulierte das Spiel der beiden Nationalmannschaften als ein klares Zeichen der Völkerverständigung und Solidarität. „Hofstetten, aber auch der Sportclub haben sich seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen die Ukraine klar an die Seite der Ukraine gestellt und dies auch schon durch diverse Aktionen aktiv unterstützt“. Der SC freue sich deshalb Gastgeber dieses Spiels zu sein. „Wir bedanken uns bei allen Helfern, die nicht nur im Vorfeld bei der Organisation, sondern uns auch heute aktiv unterstützen, aber auch bei allen Partnern und Sponsoren, die uns durch Ihr Engagement begleiten“. Ein besonderes Dankeschön ging an Bürgermeister Martin Aßmuth, der durch seine vielfältigen Kontakte dieses Treffen mit den beiden Nationalmannschaften und hochrangigen Politikern erst ermöglicht hat. Einen Tag, den man so schnell nicht vergessen mag und der von Freundschaft geprägt war.

Edgar Mäntele verwies dann auf den jüngsten Hofstetter Verein, „Hofstetten hilft! Ukraine-Hilfe Kinzigtal e.V.“, bei welchem er im Vorstand tätig ist. „Der Krieg war noch keine Woche alt, da begannen die ersten Hilfsaktionen hier in Hofstetten anzulaufen, bei denen bis zum heutigen Tag insgesamt ca. 650 Tonnen Hilfsgüter im Wert von ca. 1,6 Millionen Euro nach Trostjanez und weiteren Kommunen in der Ukraine geliefert wurden“, ließ er wissen. „Viele Transportfahrten mit mehreren Tausend Kilometer wurden von ehrenamtlich engagierten Hofstettern übernommen“. Der Dank des Hofstetter Vereinssprecher kam aus vollem Herzen für diese nicht selbstverständliche Leistung. „Im Februar 2025 wurde der Verein gegründet, um die Hilfe hier noch effektiver zu gestalten. Erst heute Mittag wurde wieder ein Transportfahrzeug übergeben. Wenn Sie Interesse an einer Unterstützung haben, sprechen Sie uns gerne direkt an“, motivierte Mäntele und erntete dafür reichlichen Applaus. Als Gastgeschenk überreichte er dem ukrainischen Spielführer Volodymyr Kuleshow einen Original-Ball der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 von Bern.

Carsten Gabbert, Regierungspräsident in Freiburg und ehemaliger Nationalspieler bei den Bürgermeistern, kam nicht nur wegen des symbolischen Anstoßes nach Hofstetten, es war auch sein Wunsch Grußworte als Politiker zu überbringen. „Ich freue mich wahnsinnig, dass ich hier heute stehen und sie zu diesem Spiel begrüßen darf. Ich freue mich nicht nur, weil dieses Länderspiel in meinem Nachbarort stattfindet, ich freue mich vor allem, weil es der Wunsch der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft seit vielen Jahren war, die ukrainische Nationalmannschaft auch mal hier in Deutschland zu treffen“. Carsten Gabbert verwies darauf, dass die deutsche Bürgermeister-Nationalmannschaft 2008 gegründet wurde und er stolzes Gründungsmitglied sein durfte. „Wir hatten immer die gleiche Bus-Route in Österreich und uns dadurch angefreundet. Es war immer eine sehr schöne Begegnung, wenn wir uns getroffen hatten“, ließ der Regierungspräsident wissen, „und so kam der Wunsch auf, gerne mal ein Spiel zu machen.“ Dann kam die Annexion der Krim 2014 – da ging es nicht, jetzt dieser furchtbare Ukraine-Krieg. Lieber Martin Aßmuth, und liebes Team der deutschen Nationalmannschaft, aber auch lieber SC Hofstetten, ich finde es unfassbar schön, dass es geklappt hat und die deutschen Bürgermeister hier gegen die ukrainischen Bürgermeister Fußballspielen können“. Dafür gab es riesigen Applaus. Gabbert sprach noch die zweite Europameisterschaft der Bürgermeister in Polen 2012 an, wo er das Trikot mit einem ukrainischen Spieler getauscht und jetzt mitgebracht hatte. „Ich bin froh, dass ich es habe und trage es gerne“. An die beiden Bundestagsabgeordneten Yannick Bury und Johannes Fechner richtete er augenzwinkernd einen besonderen Gruß mit dem Hinweis: Hier mitzuspielen sei nicht erlaubt, wohl wissend, dass sich der SPD-Politiker eben das Trikot mit der Nummer 20 übergestreift hatte. Vor Johannes Fechner hatte Carsten Gabbert höchsten Respekt: „Das ist ein ganz Guter beim FC Bundestag, und ich durfte schon gegen ihn spielen“. Regierungspräsident Carsten Gabbert hatte auch noch das passende und zugleich emotionale Schlusswort: „Ich wünsche uns, dass es ein Rückspiel gibt in ganz naher Zukunft und anlässlich des Friedens in der Ukraine – das wünschen wir uns alle“. Mit „Slava Ukraini” – was so viel bedeutet wie Ruhm der Ukraine – oder Ehre der Ukraine – erntete er dann einen riesigen langanhaltenden Applaus.

Auch Roman Buhlak, ukrainischer Konsul in München, ergriff das Mikrophon, dankte Bürgermeister Martin Aßmuth und der Gemeinde Hofstetten für die humanitäre Hilfe. „Ihre Unterstützung rettet Leben und bringt Hoffnung in schwierigen Zeiten. Dafür sind wir zutiefst dankbar“. Buhlak dankte aber auch ganz Deutschland. „Ihre Partnerschaft ist für uns ganz wichtig. Das Fußballspiel heute ist mehr als ein sportliches Ereignis, es ist ein Zeichen der Freundschaft, worüber wir uns sehr freuen“. Auch er grüßte zum Schluss seiner Rede mit „Slava Ukraini”.

Die Ehrengäste mit den beiden Bundestagsabgeordneten, MdB Johannes Fechner (SPD) und MdB Yannick Bury (CDU), sowie die Bürgermeister Carsten Ullrich (Sinntal), Siegfried Eckert (Gutach), Thomas Geppert (Wolfach), Thomas Schneider (Fischerbach), Helga Wössner (Mühlenbach) und Armin Hansmann (Haslach) wurden von Jessica Schuster (Praktikantin bei der Gemeinde Hofstetten und jetzt Oberkirch) am Stadioneingang in Empfang genommen und zu „Loge im Waldsee-Stadion“ begleitet. Ebenso Carsten Gabbert, Mykhailo Tsykhuliak von der Partnergemeinde Trostjanez und Cities4Cities United4Ukraine – Svitlana Blinova. Die Grußworte von Edgar Mäntele und Carsten Gabbert wurden von Darya Romanenko, einer Deutsch-Ukrainerin aus Kehl, übersetzt. Nach dem Abspielen der Nationalhymnen – zuvor spielte die Musikkapelle Hofstetten aber noch das Badnerlied, wurde dann richtig gekickt und ansehnlicher Fußball den vielen Zuschauern geboten. Das 0:4 spiegelt allerdings nicht das wahre Kräfteverhältnis auf dem Platz, denn in der Schlussphase erzielte die Ukraine zwei „Tore des Monats“. Nach dem 0:1 mussten sich die Gäste einem wahren Powerplay erwehren, hielten aber mit Glück und Geschick die Null.

Nach der Begegnung wurde es dann noch einmal emotional, denn der Kapitän der ukrainischen Nationalmannschaft Volodymyr Kuleshow dankte Hofstetten für die außergewöhnliche Freundschaft, für die Hilfsbereitschaft und für die vielen schönen Momente, die sie von Bürgermeister Martin Aßmuth und den Hofstetter Bürgern erfahren durften.

Das Fußballspiel und das drum herum war für alle Beteiligten ein „schöner Moment über viele Stunden“ und darf gerne eine Fortsetzung erfahren.

Auch die Hofstetter Waldkicker mit ihrem Trainer Armin Kreyer kicken nicht alle Tage vor 500 Zuschauern, erfreuten sich als Einlaufkinder und später bei Pommes und Spezi.

Für die beiden Mannschaften jedoch war nach dem Länderspiel im Raum der Trachten- und Volkstanzgruppe eigedeckt worden, wo sich alle einschließlich der ukrainischen Delegation an einem Bauernvesper erfreuen durften und bei dem es noch einiges zu erzählen gab.